Das Stromsystem wird dezentraler und stabiler
Der Umgang mit Photovoltaik wandelt sich spürbar. Immer mehr Haushalte nutzen ihren Solarstrom direkt im eigenen Gebäude, da steigende Strompreise, bessere Speichertechnik und neue Anwendungen wie Wärmepumpen und Elektromobilität den Eigenverbrauch wirtschaftlich attraktiv machen. Das steigert nicht nur die Unabhängigkeit, sondern stärkt auch die Rolle dezentraler Energieversorgung im Stromsystem.
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1. Fraunhofer entwickelt neue Methode zur präzisen Erfassung des Eigenverbrauchs
Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE hat ein Analyseverfahren vorgestellt, das den tatsächlichen Eigenverbrauch von PV-Anlagen deutlich genauer abbildet als bisherige Modelle. Grundlage der Studie sind Daten aus dem Marktstammdatenregister und Einspeiseinformationen der Übertragungsnetzbetreiber. Damit entsteht erstmals ein vollständiges Bild darüber, wie Solarstrom im Alltag deutscher Haushalte genutzt wird.
Die Methode zeigt zudem, welche technischen Merkmale, Anlagenstrukturen und regionalen Unterschiede den Eigenverbrauch beeinflussen. Die neuen Daten liefern damit wichtige Hinweise für Speicherplanung, Netzentwicklung und künftige Förderinstrumente.
2. Eigenverbrauch nimmt rasant zu: großer Sprung zwischen 2022 und 2024
Die Ergebnisse sprechen für sich: Der Eigenverbrauch ist in kurzer Zeit deutlich angestiegen. 2023 nutzten Haushalte 8,20 Terawattstunden selbst erzeugten Solarstrom, 2024 waren es bereits 12,28 Terawattstunden.
Dazu Tobias Reuther vom Fraunhofer-Institut ISE: „Im Jahr 2024 lag der Eigenverbrauch bei 12,28 Terawattstunden. Bei knapp 60 Terawattstunden eingespeistem Solarstrom entspricht das einem Anteil von 17 Prozent.“
Der starke Anstieg zeigt, wie schnell sich der direkte Verbrauch verbreitet und welchen Einfluss er inzwischen auf das gesamte Stromsystem hat. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass technische Fortschritte, sinkende Speicherpreise und die zunehmende Kopplung von Strom, Wärme und Mobilität bereits messbare Auswirkungen haben.
Immer mehr Haushalte nutzen PV-Anlagen in Kombination mit Batteriespeichern oder Wärmepumpen, wodurch der Eigenverbrauch weiter steigt. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein dafür, dass selbst genutzter Solarstrom nicht nur Kosten senkt, sondern auch einen spürbaren Beitrag zur Netzstabilität leistet. Diese Dynamik dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen, da immer mehr Neubauten und Bestandsgebäude auf integrierte Energiesysteme setzen.
3. Warum Eigenverbrauch Haushalte entlastet und das Netz stärkt
Die Selbstnutzung von Solarstrom senkt Energiekosten und entlastet gleichzeitig das Stromnetz. Weil der Strom dort verbraucht wird, wo er erzeugt wird, sinken Leitungsverluste und Lastspitzen. Besonders Batteriespeicher, Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos erhöhen den Eigenverbrauch und verbessern die Versorgungssicherheit.
Moderne Energiemanagementsysteme ermöglichen es zudem, Verbrauchszeiten flexibel an die PV-Erzeugung anzupassen. Das macht die Nutzung effizienter und führt zu einer zusätzlichen Entlastung der Netzinfrastruktur.
4. Neue Datenbasis erleichtert zukünftige Energieplanung
Die Forscher des Fraunhofer-Instituts haben den deutschen PV-Bestand nach Baujahr, Leistung und technischen Merkmalen in 44 Gruppen strukturiert. Diese detaillierte Aufschlüsselung ermöglicht genauere Prognosen und unterstützt Entscheidungen zu Speicherbedarf, Netzausbau und regionalen Fördermaßnahmen.
Mit dieser Transparenz lassen sich Investitionen zielgerichteter planen und Maßnahmen zur Netzstabilisierung besser steuern. Die Analyse bildet damit einen wichtigen Baustein für eine verlässliche Energieplanung in den kommenden Jahren.
5. Eigenverbrauch als stabiler Faktor der Energiewende
Der zunehmende Eigenverbrauch zeigt, wie selbstverständlich Photovoltaik inzwischen im deutschen Alltag genutzt wird. Weniger Netzauslastung, geringere Kosten und mehr Unabhängigkeit stärken die Energiewende nachhaltig.
Zudem zeigt sich, dass private Investitionen in PV-Anlagen und Speicher zunehmend systemrelevant werden. Wenn immer mehr Haushalte ihren Verbrauch flexibel gestalten und Energie vor Ort nutzen, entsteht ein belastbares Fundament für ein dezentrales, klimafreundliches Energiesystem.


